Experteninterview: Logistikplanung: Entwicklung & Innovationen

Prof. Dr. Bernd Noche erörtet in diesem Interview, wie Logistik und Logistikplanung in die Kontexte Digitalisierung und Nachhaltigkeit einzuordnen sind.

Welche Rolle nehmen Sie im SDZ ein und was macht Ihren Beruf besonders?

Ich bin einer von mehreren Gründern der SDZ GmbH. Das SimulationsDienstleistungsZentrum haben wir 1986 gegründet. Das ist schon lange her, keine Frage. Ich habe bereits 1982 begonnen, mich mit dem Thema Logistik auseinanderzusetzen und über die Jahre vor allem die Entwicklung der Logistik beobachten können. Logistik, das ist ein absolutes Top-Thema – etwas, das sehr vielfältig ist.

Einmal natürlich in technischer Hinsicht. Schließlich bin ich Ingenieur und habe als solcher hier angefangen. Da haben wir zum einen die ganzen spannenden IT-Entwicklungen. Dann gibt es aber auch Themen wie zum Beispiel die Nachhaltigkeit. Außerdem haben wir die Globalisierung mitgemacht. Logistik ist so vielfältig, es gibt eigentlich keinen Tag, der langweilig ist.

Bevor wir über Innovationen in der Branche sprechen: Was macht gute Logistikplanung aus?

Logistik ist immer, sagen wir hier, angepasst an die Anforderungen, die der Kunde hat. Das heißt, als Dienstleister müssen wir fragen „Was für eine Vision hat der uns beauftragende Unternehmer für den Markt?“ Wir Logistiker sind diejenigen, die diese Ziele für den Unternehmer dann möglichst gut erfüllen. Dabei nutzen wir unsere fachliche Expertise, die Erfahrungen, die wir gemacht haben und fahren das mit der Flexibilität zusammen, die wir dann noch mit einbringen können. Das ist eine gute Logistik.

Künstliche Intelligenz (KI) & Digitalisierung:
Profitiert die Logistikbranche bereits von diesen Innovationen?

Diese Begriffe sind große Schlagwörter. Wenn ich mir die Realität in den Unternehmen ansehe, dann fehlt es zum Beispiel für die Nutzung von künstlicher Intelligenz oft an den Daten. Diese Datengrundlage, wenn sie denn vorhanden ist, ist häufig nicht ausreichend solide oder sauber. Haben wir dort viele Fehler, müssen wir sehr viel Aufwand in das Putzen der Daten stecken. Das ist eine Herausforderung. Eine andere ist, dass KI noch nicht zu Ende gedacht ist. Was passiert denn eigentlich, wenn wir Prozesse in die KI überführen und sich dann die Prozesse ändern, weil es neue gesetzliche Regularien gibt?

Wir haben noch eine ganze Reihe von Hausaufgaben zu tun. KI ist zwar in aller Munde, aber die Logistik ist bezüglich innovativer Neuerungen immer ein bisschen bedächtiger und vorsichtiger. Wir können nicht auf jeden Hype aufspringen und dann hoffen, dass das unmittelbar Gewinn bringt. Fehlinvestitionen möchten wir unbedingt vermeiden. Das Thema Digitalisierung ist dagegen etwas, das uns bereits jetzt beschäftigt und auch künftig begleiten wird.

Was möchten Sie Unternehmen mitgeben, die ihre Logistik digitalisieren wollen?

Es geht in den Unternehmen darum, auch mal was auszuprobieren. Trauen Sie sich. Kaufen Sie einfach ein paar Sensoren und schauen Sie, welchen Nutzen Sie davon haben. Das heißt also durchaus, auch mal experimentierfreudiger zu sein. Die Digitalisierung hat viele Facetten. Betrachten wir zum Beispiel ein Lager. Dort könnten wir viele Sensoren unterbringen. Hierdurch haben wir die Möglichkeit, viele Prozesse einfach transparenter zu gestalten und so unsere Entscheidungsgrundlagen zu optimieren. Ein Beispiel:

Wenn wir mittels Foto auf einer Fläche mit Koordinaten über eine Software schnell erkennen, an welcher Stelle eine Palette steht und müssen gar nicht mehr suchen. Selbst wenn anschließend andere Paletten darauf gestapelt werden, wissen wir, was darunter ist. Anders gesagt: Eine Digitalisierung, in der ich die operativen Abläufe vereinfacht darstellen kann, hilft sehr viel. In dem obigen Beispiel spricht eine Fläche zu mir und erzählt, welche Paletten und wie viele davon gerade an einem gut nachvollziehbaren Ort stehen.

Das heißt also, hier steckt großes Potenzial. Um dieses zu wecken, benötigen wir vor allen Dingen Kreativität. Wir brauchen außerdem Leute, die Ideen haben!

Welche Bedeutung haben digitale Technologien bei der Automatisierung der Logistikplanung?

Digitalisierung hat für mich mehrere Facetten. Einmal ist Digitalisierung natürlich Informationsgewinnung, aber ich sehe noch einen weiteren Trend. Das ist die Nutzung von mobilen Systemen. Die Digitalisierung führt uns zu neuen Techniken, zu neuen Fahrzeugen und eben zu neuen Informationen. Mit den neuen Informationen können wir alles ganz anders steuern und schneller auf Änderungen reagieren.

Wir können vielleicht sogar Systeme besser bewerten. Ich sehe, dass digitale und automatisierte Logistikplanung Unternehmen mehr Flexibilität geben würde. Das ermöglicht, zum Beispiel ganz andere Produkte herzustellen. Betrachten wir mal die Fördertechnik, denn an diesen Geräten sieht man hervorragend, was technisch möglich ist. Mittlerweile ist bei diesen Fahrzeugen das Verhältnis von Nutzlast zu Eigengewicht sehr, sehr günstig. Wir wissen also, wo wir uns hinentwickeln müssen.

Gibt es bekannte Hemmschwellen in Unternehmen, sich digital zu modernisieren?

Wir haben mal mit Berufsschülern über diesen Punkt gesprochen und es hat sich dabei herausgestellt, dass die mittelständischen Unternehmen oft schon den ersten Schritt gar nicht gemacht haben. Das heißt, große Unternehmen sind da schon sehr viel weiter und haben bereits ganz andere Techniken. Doch zum Einstieg sind die Digitalisierungsoptionen, die wir heute haben können, sehr einfach und ausgesprochen kostengünstig. Das ist vielleicht sogar Teil der Problematik. Der Sensor und die Kameras sind sehr günstig. Nur der Mitarbeiter, der sich damit befasst, ist fast schon das Teuerste an der ganzen Lösung.

Welchen technischen Hürden stehen die Unternehmen bei der Optimierung der Logistikplanung gegenüber?

Die technische Realisierung und ökonomischen Aspekte sollten wir hier nicht trennen. Viele Firmen müssen erst einmal lernen, die ganzen Techniken zu beherrschen. Das, was wir am Markt kriegen, ist nämlich eine irre Vielfalt. Die Anwendung rechnet sich jedoch nicht unbedingt zu Beginn, wenn erst einmal viel ausprobiert werden muss. Das heißt, hier hängen Prozess und Digitalisierung eng zusammen. Das ist ein Zusammenspiel, das man auch erst mal verstehen muss, aber woran ein Unternehmen arbeiten kann.

Können ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit im Einklang optimiert werden?

Es ist nicht immer so, dass Nachhaltigkeit gleich günstiger ist. Manchmal bedeutet Nachhaltigkeit in der Logistik, einen Zusatz-Invest zu tätigen. Bei der Logistikplanung sind wir bei der SDZ GmbH dazu aufgefordert, unsere Kunden darauf hinzuweisen und dann aufzuzeigen, welche Optionen bestehen, um die finanziellen Aufwendungen wieder abzuschreiben. Das ist der Teil, den wir als Dienstleister übernehmen können. Dann gibt es hinsichtlich der Nachhaltigkeit noch weitere Möglichkeiten, grüner und ökonomischer zu wirtschaften.

Nachhaltigkeit heißt eigentlich auch Partnerschaft, Vertrauen aufbauen und langfristige Verträge mit Partnern schließen. Das kann dabei helfen, dass sich Investitionen rechnen. Übrigens ist die Logistik ganz besonders gefordert, auf nachhaltige Prozesse zu setzen. Denn Logistik an sich heißt schon CO2-Ausstoß.

Sehen Sie in Zukunft, dass ökologische Nachhaltigkeit an Bedeutung für Unternehmen und deren Logistik gewinnt?

Ja, und wir brauchen eigentlich mehr Konzepte, die eben damit zu tun haben. Zum Beispiel kann sinnvoll sein, dass ich eine Flotte habe, die heterogen ist. Zum einen mit LKW, die Elektroantriebe nutzen und andere, die mit Diesel fahren. Es gilt dann zu schauen, wie wir diese Flotte einsetzen können, um die Befriedigung der Kundenwünsche sicherzustellen. So bewegen wir uns einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und sammeln Erfahrung.

Der Gedanke hinter dieser heterogenen Flotte ist, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Stellt sich heraus, dass die Batterien elektrischer Fahrzeuge nicht lange genug leben oder unerwartete Regularien in Kraft treten, haben wir immer noch Dieselfahrzeuge als Ausweichmöglichkeit. Für die Umsetzung einer solchen Strategie gibt es Tools, die auch wir bei SDZ GmbH einsetzen.

Ein weiterer Blick in die Zukunft: Darf man die vielversprechende Perspektive, die Technisierung und KI mit sich bringen, auf die Logistikbranche übertragen?

Ich kann sagen, dass Robotersysteme oder die autonomen Fahrzeugsysteme uns eine ganz neue Flexibilität bringen. Schauen wir uns die mobilen Robotersysteme mal an: Das sind Fahrzeuge oder kleine Roboter, die durch die Gänge eines Lagers gehen und Artikel sammeln. Dadurch, dass diese Roboter so klein und kostengünstig geworden sind, rechnen sich plötzlich Anlagen, die sich früher einfach nicht gelohnt haben. Da kommen wir jetzt zu ganz neuen Dimensionen. Zusätzlich ist von Bedeutung, dass, wenn ich feststelle, dass mein System die Leistung der Roboter gar nicht abrufen muss, diese kleinen Maschinen auch anders genutzt werden können.

Wie sind Ihrer Meinung nach die Aussichten für innovative Lieferkettenlösungen?

Ich glaube, bei den Lieferketten müssen wir total neu denken. Wir brauchen weniger globale Lieferketten, so wie sie in der Vergangenheit aufgebaut worden sind. Das bedeutet, wir müssen weg vom single sourcing und Lieferketten bilden, die sich vielmehr in der näheren Region bedienen. Dann kann unsere Flexibilität ganz anders werden. Es geht also um die Stabilität der Versorgung.

Abschließend: Was sind persönliche Gedanken zu Potenzial und Veränderungen, die in der Logistik stattfinden oder möglich sind?

Was mich fasziniert, ist ja eigentlich, dass der Begriff Logistik mittlerweile für fast alles verwendet wird, wo auch immer mittlerweile über neue Anwendungen gesprochen wird. Plötzlich ist Logistik ein Kernthema. Eine Sorge, die ich dabei habe, ist, dass das Produkt Logistik allmählich über die steigende Verfügbarkeit an Wert verliert.

Wenn Sie mich aber fragen, wo denn in Zukunft Trends in der digitalen Welt der Logistik zu erwarten sind, dann würde ich sagen, dass Datensicherheit an Bedeutung gewinnen wird. Alles, was mit Sicherheit zu tun hat, muss eine ganz andere Dimension bekommen. Das heißt, wir sprechen hier nicht mehr nur über die Digitalisierung an sich, sondern über sichere Digitalisierung.

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Tanja Kernjak

Account-Managerin

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